

21 ist er volljährig, besorgt sich die Lizenz für den
Bahnsport.
Müller ist angefixt, Benzin pulst durch seine
Adern – bis heute. 1997 ist mit 49 Jahren Schluss.
„Wieder auf Platz 2“, erinnert sich die Rennsport-
Legende. „Dabei bin ich um mein Leben gefahren,
wollte den Fans in guter Erinnerung bleiben.“
Egon hat als Profi gut verdient, aber auch schmerz-
haft bezahlt: 67 Knochenbrüche auf unzähligen
Rennstrecken in Deutschland, England und dem
Mutterland Australien.
„Win the Race“ – der Hit vom Sänger Egon Müller.
Gewinnen im Rennen – immer mit vollem Einsatz.
„Jeden Tag, wenn du in den Spiegel schaust, musst
du dich fragen, wie werde ich Weltmeister? Wer
macht das heute noch? Dem Speedway-Sport feh-
len die Helden, deshalb fristet er leider ein etwas
stiefmütterliches Dasein. Dennoch bleibt es mein
Lieblingssport, der Applaus war ein einfach immer
das Geilste. Und das, obwohl ich sicher alle sieben
Katzenleben schon aufgebraucht hatte.“
Müller – der Filou. Bei den Trainings vor der WM
in Norden wird er absichtlich Letzter. „Damit die
Konkurrenz denkt, bei dem ist ja nun gar nichts
los.“ Nach und nach räumt er dann einen Favo-
riten nach dem anderen aus dem Weg. Bis zum
Speedway-Champion – Müllers größtem Erfolg. Er
ist der Rock’n Rollin’ Speedway-Man!
Darum geht’s: Vier oder sechs tollkühne Typen auf 500 ccm-
Maschinen fighten in vier Runden um den Sieg und Punkte.
Gefahren wird stets gegen den Uhrzeigersinn. Die Renn-Ovale
beim Speedway sind 300 bis 400 Meter lang, auf Grasbahnen
von 1000 Metern Länge werden auf den Geraden Geschwin-
digkeiten über 190 km/h erzielt. Die Maschinen dürfen bis auf
ein Gewichts-Limit von 80 Kilo abgespeckt werden, haben beim
Speedway nur einen Gang und keine Bremse. Befeuert werden
die Einzylinder-Viertakter mit Methanol.
Müller weiß exakt, wo es lang geht. Mit einem Schraubenzieher
piekt er vor dem ersten Rennen bei der Begehung in die Bahn,
stellt so genau fest, wo „Material“ liegt, das für genügend Grip
sorgt. Als Top-Starter an den Bändern zieht er mutig als Erster
nach innen. Die letzte Gerade vor dem Ziel absolviert der in
Führung liegende Müller meist auf dem Hinterrad. Per „Wheelie“
zum Sieg – die Show gehört dazu.
Obwohl es verboten war. Müller augenzwinkernd: „Mir ist das
trotzdem immer wieder passiert, weil ich auf der Zielgeraden
einfach die Kontrolle über das Motorrad verloren habe.“
Egon Müller, jüngster Sohn einer Artistenfamilie mit zwölf Kin-
dern, bekommt sein erstes Motorrad vom Vater. Egon ist elf, der
Hobel kommt vom Schrott für einen Heiermann (damals 5 Mark).
„Damit bin ich zur Schule gefahren – das war schneller als mit
dem Bus und war günstiger.“
Müller holt sich im Trial-Sport das Feeling für die Zweiräder. Mit
15 fährt er sein erstes Enduro-Rennen, wird Zweiter – mit dem
geliehenen Führerschein von einem Kieler Gemüsehändler. Mit