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TOUREN

Stahlkabel ziehen sich in großer Höhe über die Schlucht. Wer sich

traut, hakt sich mit speziellen Karabinern gut gesichert ins Seil und

rast dann, scheinbar frei wie ein Vogel, über die fantastische Land-

schaft. Eine tolle Sache, aber nur für Schwindelfreie. In der filmreifen

Landschaft rund um Bovec wurden übrigens Teile des bekannten

Films „Die Chroniken von Narnia“ gedreht. Offizielle Begründung war

die Ähnlichkeit der landschaftliche Kulisse zu Neuseeland.

In Kobarid gönnen wir uns in der Altstadt für kleines Geld zwei

leckere Cappuccino und genießen die entspannte Atmosphäre des

idyllischen Ortes. Kobarid ist ein kleines, beschauliches Mittelzentrum

und die westlichste Gemeinde Sloweniens. Wer sich für die sloweni-

sche Geschichte interessiert, kann in Kobarids Museum eine Menge

über die Geschehnisse in den Bergen ringsum während des Ersten

Weltkrieges erfahren. Hier tobten die schwersten Gefechte, die je in

europäischen Bergen geführt wurden. 400.000 Soldaten der deutsch-

österreichisch-ungarischen Armee lagen 850.000 Soldaten der

italienischen Armee gegenüber. Während der legendären Zwölften

Isonzoschlacht im Oktober 1917 fielen in gerade mal vier Tagen über

18.000 Soldaten. In seinem weltbekannten Roman „In einem anderen

Land“ schilderte Ernest Hemingway, der als freiwilliger Sanitäter auf

alliierter Seite an den Kämpfen teilnahm, seine damaligen Erlebnisse.

Auch wir stoßen schnell auf die bewegte Vergangenheit der Region.

Kurz hinter Kobarid verlassen wir das Tal und folgen der parallel ver-

laufenden kurvenreichen Bergstraße. Nur wenige Meter neben dem

Asphalt entdecken wir im Vorbeifahren noch gut erkennbare Schüt-

zengräben und Stellungen. Ich halte an und wir klettern zwischen den

Unterständen und Gräben herum, blicken hinab auf die Soča und das

Tal, welches sich tief unter uns erstreckt. Die italienische Grenze liegt

nur wenige Meter hinter unserem Rücken. Still und friedlich ist es

hier. Nur schwer können wir uns vorstellen, welches Chaos hier vor

rund einhundert Jahren tobte.

senkrecht in die Tiefe. Wer hier ins Rutschen kommt,

findet keine Bremse mehr.

Mit der GS stürzen wir uns wieder über die traumhafte

Passstraße hinunter in Richtung Tal. Dort angekom-

men treffen wir bald auf die Soča. Die ist nicht nur

bei Kanuten und Raftern beliebt. Entlang des herrlich

türkis schimmernden, wild schäumenden Wassers

düsen auch einige Motorradfahrer in Richtung Süden.

Nicht ganz umsonst nennt sich diese Etappe der

Straße 203 „Smaragdstraße“. Funkelnd und glitzernd

wie Juwelen schießt das Wasser der Soča neben

dem Asphalt durch die Schlucht. Einladende Bade-

plätze, kleine Kiesstrände und riesige Felsbrocken

wechseln sich am Bachbett ab. Dazwischen tanzen

ab und an bunte Kajaks zwischen den Strudeln und

die Schlauchboote der Rafter driften über rauschende

Stromschnellen.

Adrenalinjunkies kommen in Bovec auf ihre Kosten.

Dort, wo die Soča einen Knick von Süd nach West

macht, liegt der spannende Zip Line Park. Mehrere